Von Hunden berührt 
 

"Verhalten" ist für die Außenwelt wahrnehmbar und entsteht aufgrund biologischer Vorgänge. Sind sämtliche inneren (endogene) wie äußeren (exogene) Bedürfnisse befriedigt, herrscht weder Mangel noch Überschuß. Dieses Gleichgewicht wird  "Homöostase" bezeichnet und meint den energetisch effizientesten Zustand, der von allen Lebewesen auf physicher wie psychischer Ebene angestrebt wird. Ressourcen sind in der Natur begrenzt. Es ist daher äußerst sinnvoll eingerichtet, einen ausgeglichenen körperlichen und geistig-seelischen Zustand zu bewahren bzw. wieder zu erlangen. Ein Leben überwiegend im Ungleichgewicht bedeutet Stress und würde langfristig zu Krankheit führen.
Innere (endokrinologische und emotionale) Vorgänge bewirken wahrnehmbares "Verhalten" in der Außenwelt. Verhalten darf nie isoliert betrachtet werden, alles greift ineinander, wie die Abbildung veranschaulicht.

Sabines Instinktkreis - nach Trumler und Nijboer

Alle Verhaltensweisen erklären sich aus den instinktiven Verhaltensweisen (Jagd-Instinkt, Sozial-Instinkt, Territorial-Instinkt und Sexual-Instinkt). Motivationen, also Beweggründe sich zu verhalten, entstehen aufgrund von Bedürfnissen (z.B. Sicherheit,  Hunger, Gruppenzugehörigkeit usw.). Stört z.B. eine Fliege auf der Haut meine Ruhe, verscheuche ich sie, damit ich wieder Ruhe erlangen kann. Ein ganz basales, physisches Bedürfnis als Beispiel: wer Hunger verspürt, begibt sich auf die Jagd; mit allen dazu gehörenden Verhaltensweisen: aufsuchen, anschleichen, hetzen anspringen, töten... Neben dem physischen Bedürfnis nach Wärme zeigt z.B. der eben geborene Welpe schon Jagdverhalten  (wenn auch noch sehr primitiv) auf seinem unbeholfenen Weg zur Zitze. Intensität und Zielstrebigkeit auf dem Weg dorthin erzählen bereits viel über später mögliche individuelle Wesenszüge. Aus diesem Grund sind  Welpen-Testungen je  nach späterer "Verwendung" sehr sinnvoll, um geeignete Welpen entsprechend der individuellen Veranlagung auswählen zu können.

Für das Leben in einer Gruppe ist es erforderlich, sich an Regeln halten zu können. Sonst käme es ständig zu Auseinandersetzungen, welche wertvolle Energie kosten würde (Homöostase!). Regeln erfahren die jungen Hunde erzieherisch zunächst durch die Mutter, später vom Vater, auch ältere Verwandte lehren soziale Normen. In der Gruppe werden  Fähigkeiten und Fertigkeiten im geschützten Raum geübt und erprobt. Im Falle von Krankheit wird man von anderen versorgt (Fuchs und Katze beispielsweise als Einzelgänger haben es in diesem Punkt nicht so gut), die Erfolgsaussichten bei der gemeinsamen Jagd erhöhen sich, in der Gruppe findet man Ruhe, Körperkontakt, erfährt  Anerkennung, Wertschätzung u.a.
Jedes Individuum benötigt ein Territorium, welches Platz, Raum (!), für sich und die Gruppe bietet und möglichst die Ressourcen Wasser und Nahrung mit einschließt. Ein Territorium wird markiert (Kot/Urin = Kommunikation) und bietet Schutz und Sicherheit. Es ist mit mehreren Individuen leichter zu verteidigen als alleine. Auch sollte ein Territorium über ein passendes Versteck verfügen, wo gemeinsam mit dem Partner und anderen Gruppenmitgliedern der Nachwuchs aufgezogen werden kann. Gewöhnlich sind bei Caniden die Eltern als erfahrene Individuen die „Rudelführer“. Die Familienmitglieder helfen bei der Aufzucht. Wer Nachwuchs aufzieht muss ein größeres Territorium beanspruchen und ggf. gegen Eindringlinge verteidigen, da mehr Nahrung für die größere Anzahl Individuen das Überleben aller sichern muss.

Die Farben der Worte verdeutlichen: Der Sozial-Instinkt ist als  „Schmiermittel“ zu verstehen, denn er wirkt in alle anderen Bereiche hinein. Und: territoriale Aspekte nehmen ebenfalls einen großen Anteil in der Bedürfnis-Hierarchie ein, was in der Welpen-Aufzucht und -Erziehung viel zu oft vernachlässigt wird.

Wird das Bedürfnis Schutz und Sicherheit befriedigt, können wir dem Hund ein resilientes Leben mit wenig Stress ermöglichen. Auch im tiergestützten Setting sollte sich der Hund bestmöglich sicher fühlen können. Menschen müssen "Verlässlichkeit" bieten und bekommen sie im Gegenzug vom Hund geschenkt.

Den Hund in seiner Biologie als Makrosmat (Nasen-Tier) wahrzunehmen führt zur Bedürfnisbefriedigung im Bereich der Jagd. Hier können sämtliche natürliche Anlagen als beziehungsstiftende Arbeit individuell und spielerisch gelenkt werden, die auch im therapeutisch/pädagogischen Einsatz, angepasst und spielerisch eingesetzt, das Setting unterstützen.